Beinahe niemand kennt Agisson, aber die ganze Welt kennt die Weine, welche er für die Domaine Didier Dagueneau keltert. Genau, Jean-Philippe ist Dagueneau’s «Winemaker», Louis-Benjamin’s rechte Hand. Sein eigenes Weingut ist winzig und die Reben, die Hauptdarsteller, werden hingebungsvoll, selbstverständlich in biologischer, manchmal auch biodynamischer Manier gepflegt. Der Keller ist klein, aber gross genug und es ist alles da, was man benötigt, um grosse Weine zu keltern. Passion, genau, davon gibt’s bei den Agissons eine ganze Menge. Direkt gepresst, meist in aromaneutralen Fässern und vermehrt auch in Chromstahl auf den Hefen ausgebaut, ist Jean-Philippe’s Goal, seine Terroirs so unverfälscht wie möglich auf die Flasche zu bringen. Energie sollen seine Weine haben, Struktur und, ja, auch Ecken und Kanten sind durchaus erwünscht – Persönlichkeit eben.
Wer etwas mit Passion tut, wird sich niemals mit dem Mittelmass zufriedengeben, niemals. Frei von jeglichen Traditionen, ist es einfacher zielgerichtet arbeiten zu können, ganz ohne Menschen, die man liebt, verletzen zu müssen. So lässt es sich den Traum leben, sich weiterzuentwickeln, zu perfektionieren und ihn letztlich zu geniessen. Thibaud nahm seine Chance wahr und installierte sich nach einigen Stippvisiten in der Weinindustrie, unter welchen durchaus bekannte Namen zu finden sind, in Savennières. Der Liebe wegen, jedoch nicht zu einer Frau, sondern zum Chenin Blanc. Hier bot sich ihm die Chance, in mühsamer Arbeit bestes genetisches Material in Weinbergen befreundeter Winzer zu selektionieren und mit diesem eigene Weinberge dichter als in der Region üblich zu bepflanzen und manchmal gar auf die Unterlagsrebe zu verzichten. Boudignon, diesen Namen müssen Sie sich merken!
Foucault … kräuseln sich bei diesem Namen auch Ihnen die Nackenhaare? Antoine ist Charly Foucaults Sohn und Charly (1947–2015) war der Weinwerdungs-Part des legendären Clos Rougeard – der andere ist Charly's Bruder Nady. Antoine machte sich zusammen mit seiner grossen Liebe Caroline allerdings bereits 1999 in Chacé mit ihrer Domaine du Collier selbständig. Gut so, denn hier fand der Spirit von Charly – weitergegeben, vererbt sozusagen an Antoine – Raum, um sich zu entwickeln. Antoine's Weine sind ehrlich, direkt und schnörkellos, vielschichtig und leben von Transparenz, Finesse und Eleganz, einer unbeschreiblichen Leichtigkeit und enormer Präsenz. Das hier sind unvorstellbare Weine, und ja, ich meine GROSSE Weine!
In einem unscheinbaren, bescheidenen Keller mit alten Fässern zaubert Pascal Cotat grosse Weine aus der Sauvignon-Traube, die auf den fast weissen Böden des Chavignol wachsen, und beweist einmal mehr, dass wirkliche Klasseweine im Weinberg und nicht im Keller gemacht werden. Monts Damnes und Le Grand Côte verströmen komplexe Duftwelten und sind beide hoch mineralisch, der erste wohl proportioniert und mit seidiger Textur, der zweite voller Kraft und monumental.
Wie ein kleines Kind, das sein erstes Fahrrad erhält, habe ich mich gefreut, als Benjamin uns einlud, ihn zu besuchen – dank Dir, mein lieber Freund, Antoine! Übrigens, Dagueneaus Weine kennen und lieben wir schon seit den 1990er-Jahren. Wann immer sich eine dieser raren Gelegenheiten bot, haben wir genascht und uns einen dieser mythischen Weine gegönnt. Didier Dagueneau steht für Pouilly, selbst wenn er aus Protest aus der Appellation ausgetreten ist; er steht für Sauvignon Blanc, für expressive Frucht (aber nicht nur), auch für Würze, für ein unermüdliches Aromenspiel. Die Weine sind klar wie Glas, dicht wie Platin, leicht wie eine Feder, mineralisch, als ob man flüssigen Boden im Glas hätte, und ihr Finale ist so verführerisch, so unglaublich faszinierend, dass man einfach einen weiteren prüfenden Schluck nehmen muss und feststellt: Tatsächlich, das ist alles real, keine Fiktion!
Thibauld Denizot ist ein junger engagierter Winzer, der mit seiner Frau 2016 den elterlichen Betrieb übernommen hat. Die beiden keltern auf grossartigem Terroir ebensolche Weine, die mineralisch und mit Verve die kalkigen Böden, denen sie entspringen, auf wunderschöne Art und Weise, ungeschminkt und glasklar zum Ausdruck bringen, sodass man fast die Steine knacken hören kann. Bei Thibauld Denizot ist Dynamik im Betrieb und in den Weinen, welche übrigens biologisch angebaut werden. Antoine Petrus MOF, seit kurzem gar zweifacher GM des Taillevent in Paris, hat mich auf diesen kleinen Betrieb aufmerksam gemacht. Merci beaucoup à mon copain Antoine!
Romain Guiberteau ist der König des Chenin Blanc und Cabernet Franc in Saumur! Sein Handwerk erlernte der Jurist bei keinen Geringeren als den Gebrüdern Foucault auf legendären Clos Rougeard. Romain ist genau wie Nady Foucault auch, ein klasse Kerl, der es versteht, seine Weine wachsen zu lassen und im Keller einfach keine Fehler zu begehen. Selbstverständlich baut Romain Guiberteau seine Weine biodynamisch an, gar keine Frage. Was Sie von Guiberteau-Weinen erwarten dürfen, fragen Sie sich? Nichts Geringeres als grazile, einzigartige Wein-Schönheiten! Trauen Sie sich! Diese eleganten Weine werden Sie umhauen. Versprochen!
Kult sind sie, die Weine von Richard Leroy! Beweis dafür, dass es technisch durchaus möglich ist, grosse Weine, die auch nicht nur einen Schimmer orangefarben sind, ganz ohne Zugabe von Schwefel zu stabilisieren. Wirklich ganz ohne Schwefel allerdings sind die Weine nicht, denn Schwefel ist ein Nebenprodukt der alkoholischen Gärung. Es war Laurent Charvin (Châteauneuf-du-Pape), dieses Schlitzohr, der uns im Januar 2010 aufs Glatteis führte, als er uns einen Roulier eingoss, der bestimmt schon zehn Tage offen war, ohne auch nur den Hauch einer Oxidation zu zeigen. Hin und weg waren wir! Seit Etienne Davodeau's Buch «Die Ignoranten» aufgelegt wurde, ist Richard Leroy einer ganz neuen Gruppe von Geniessern ein Begriff und es wurde noch schwieriger, seiner Weine habhaft zu werden. Ich hoffe, das Glück ist Ihnen hold!
Persönlichkeit und eine Vision liessen Eric Morgat bereits mit 25 Jahren einer Familien-Dynastie mit zwei Jahrhunderten Geschichte den Rücken kehren. Zurückgeschaut vielleicht, aber bereut hat er diesen Schritt nie. Fundiertes Wissen und Einfühlungsvermögen kombiniert er mit harter Arbeit und rettet so uralte Chenin Blanc, ausschliesslich Chenin-Blanc-Weinberge, welche die Basis für seine wunderbaren klaren und fokussierten, stark ans Burgund erinnernden Weine bilden. Selbstverständlich arbeitet Eric Morgat strikt nach Rudolf Steiner, also biodynamisch. Es war 2019, als er seinen für die Region futuristisch anmutenden Keller einweihen konnte, der so konzipiert wurde, dass er seine Weine fast ausschliesslich mit der Schwerkraft bewegen kann. Eric Morgat steht für verführerische, energiegeladene Weine von seltener Präzision.
Wir haben immer wieder Glück und nicht selten ist unser Freund Antoine Petrus darin verwickelt. Auch dabei: Warum wohl hätte Anne Vatan, die Ikone der Appellation Sancerre, uns sonst empfangen sollen, wenn nicht Antoine uns empfohlen hätte? Also, merci beaucoup, cher ami! Falls Sie die Weine von Vater Edmond und Tochter Anne Vatan noch nicht kennen, ist das kein Problem, denn wer kennt schon einen Winzer, der gerade mal zwei, drei tausend Flaschen keltert? Dies jedoch auf einem Niveau, das sonst kein anderer hinbekommt. Allerdings ist der Wein von Anne Vatan nur was für Geduldige. Denn man muss erst mal eine Flasche ergattern und die muss man dann auch noch weglegen, mindestens so lange, bis das Etikett zu schrumpeln beginnt, also um die acht Jahre oder so. Viel Glück – und Geduld!